BUND Kreisverband Odenwald

BUND-Projekt erneut als Lottogewinner

13. Februar 2022 | Pressemitteilung, Streuobstwiesen

Die hessische Umweltlotterie GENAU vergibt jede Woche einen Sonderpreis an Projekte des Umwelt- und Naturschutzes. Von den Hauptgewinnern der Lotterie kann jeweils ein Projekt aus ihrem Kreisgebiet ausgewählt werden. Zum dritten Mal seit 2015 hat in dieser Woche ein Projekt des BUND-Odenwald diesen Zuschlag erhalten: ‚Misteln entfernen in Rimhorn‘ heißt die Aktion, die der Ortsverband Höchst-Breuberg seit drei Jahren betreibt und die nun durch die Lotterie finanziell gefördert wird.

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Projektinhalt

Die allseits bekannte Bedrohung der hiesigen Streuobstwiesen durch die Mistel haben die Umweltaktiven seit Jahren im Blick und tun ihr möglichstes dagegen. Das bedeutet konkret, Leiter, Astschere und Säge schultern und auf die Bäume steigen. Die befallenen Äste werden abgeschnitten, später zerkleinert und abtransportiert. Damit wird den befallenen Bäumen eine Atempause von etwa zwei bis drei Jahren geschaffen, während der die Pflanzen ihre Nährstoffe wieder ausschließlich für sich selbst zur Verfügung haben. Die Mistel wird in dieser Zeit zwar erneut austreiben, kann aber nicht in großem Umfang von der Nahrungsquelle des Baumes etwas für sich abzweigen.
 

Projekthintergrund

Für die zunehmende Verbreitung der Mistel im Odenwaldkreis sind die klimatischen Veränderungen und die mangelhafte – im Klartext: unterlassene – Pflege der Bäume die bedeutendsten Ursachen. Da die Eigentümer der Bäume offensichtlich kein Interesse mehr an ihrem Besitz haben und die notwendige Pflege der Bäume ausbleibt, wird der Baumbestand insgesamt dramatisch gefährdet. Fachleute rechnen mit einem Rückgang der Zahl der Streuobstbäume um mehr als 90% seit 1900. Die Obstbäume sind das Ergebnis von fast dreitausend Jahren menschlicher Pflege und Kultur – daher wurden Streuobstwiesen 2021 in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen und auch als nationales Kulturgut etikettiert.

 

Schöne Theorie

Die gesellschaftspolitischen Institutionen im Kreisgebiet haben diese Sachverhalte ausreichend zur Kenntnis genommen, leider fehlt es an einer Strategie und an der Bereitstellung von Geld, um an der Entwicklung etwas zu verändern. Der BUND hatte 2020 einen Projektantrag bei der Interessengemeinschaft Odenwald (IGO) ins Gespräch gebracht, der es leider nicht durch die Entscheidungsinstanz des Vereins gebracht hat. Bekanntlich verwaltet die IGO für 2021/22 etwa 770.000€ an Fördergeldern der europäischen Union und hat in ihrem Handlungsfeld 3.7 auch die Kulturlandschaft benannt, konnte sich jedoch nicht für Maßnahmen zum Erhalt der Streuobstbestände im Kreis entschließen. Ein – der wievielte? - runder Tisch der Streuobstinteressenten benannte zwar im November 2020 die Probleme, der Regionalmanager der IGO – Herr Rüdiger Holschuh – sicherte auch eine wohlwollende Prüfung von Förderanträgen zu – aber getan wurde leider nichts zur Erhaltung der sterbenden Obstbäume. Vermutlich spielt der von antragstellenden Kommunen einzusetzende Eigenanteil von 20% eine Rolle. Dafür hatte der BUND 2020 vergeblich 5.000€ angeboten. Ob eine Kommune im vergangenen Jahr einen ‚Mistel-Projektantrag‘ bei der IGO eingreicht hat, ist unbekannt. Statt dessen wurde die ‚Unterstützung des Gigabit-Ausbaus‘ als zusätzliche Aufgabe in die IGO-Planungen eingeschrieben.

 

BUND-Aktivität

Der Umweltverband leistet mit seinem begrenzten personellen Mitteln einen praktischen Beitrag zur Bekämpfung des aktuellen Obstbaumsterbens. Vor einem Jahr hatte der BUND bereits in Michelstadt 100 Bäume auf seine Kosten von Misteln befreien lassen. Eine dringend nötige nachfolgende Aktivität, neue Interessentinnen für die alten Bäume zu gewinnen, ist bislang ausgeblieben, denn mittlerweile gilt der Umweltverband bei der Michelstädter Verwaltung als persona non grata. Das Rimhorner Mistelprojekt wird mit etwa 10 Beteiligten unter der Ägide des Apfelbaumhofs von Arno Jekel weitergeführt. Der Lottogewinn wird in gutes Werkzeug sowie in professionelle Pflegemaßnahmen an Bäumen investiert. Das Ziel eines mistelfreien Rimhorn rückt in greifbare Nähe. Der BUND bietet allen Kommunen an, auf ihrem Gebiet ähnliche Projekte anzuschieben.

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