BUND Kreisverband Odenwald

Naturkalender & Aufwertung einer Fläche an der Schule am Sportpark

Um was geht's?

Artenreiche Grünfläche
Die weitgehend ungenutzte innerstädtische Fläche an der Schule am Sportpark in Erbach -  Kreuzung Obere Marktstraße / Am Drachenfeld -  soll mit möglichst einfachen Mitteln und geringen Kosten im Vergleich zum aktuellen Zustand aufgewertet werden.  

Phänologischer Garten
Als zusätzliche Attraktion entsteht ein kleiner phänologischer Garten.  Das Wort Phänologie bedeutet wörtlich die "Lehre von Erscheinungen".  Die Pflanzenphänologie untersucht wann bestimmte Ereignisse ("Erscheinungen"), wie z.B. Blüte oder Fruchtreife,  auftreten. Die genauen Daten werden maßgeblich durch  Umwelteinflüsse wie Wetter und Klima am Standort der Pflanzen bestimmt. 

Phänologische Beobachtungen werden seit Jahrtausenden verwendet, um  z.B. Anhaltspunkte für landwirtschaftliche  Arbeiten zu erhalten. Viele Bauernregeln basieren darauf.

Mittlerweile werden phänologische Daten auch in der Klimaforschung ausgewertet.  Dazu wurden die Beobachtungen standardisiert. Das Jahr wird bei uns in zehn phänologische Jahreszeiten eingeteilt, deren Anfangs- und Endzeitpunkt von genau festgelegten Zeigerpflanzen bestimmt wird.

Beispielsweise zeigt der Beginn der Blüte der Schneeglöckchen den Vorfrühling und die Apfelblüte den Vollfrühling an. Die genauen Zeitpunkte und die Dauer der Jahreszeiten schwanken dabei von Jahr zu Jahr.

Die Phänologie hat viele Facetten und kann in verschiedenen Fächern in den Unterricht integriert werden. Schüler der umliegenden Schulen können bereits im Grundschulalter zur  aufmerksamen Wahrnehmung von Natur und Landschaft animiert werden. 

Forschungsprojekt der Hochschule Geisenheim
Die Hochschule Geisenheim startet im Herbst 2023 ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, das Potenzial verschiedener Wildpflanzen und Zierpflanzen für Insekten und klimaangepasste Begrünung im Siedlungsraum zu ermitteln. Dazu werden mehrere Versuchsflächen in Hessen von jeweils etwa 20 m2 angelegt. Eine davon auf dieser Fläche. Wir unterstützen das Projekt. Zur Projektseite.

Schüler der Schule
Schüler der Schule beteiligen sich im Rahmen eines Wahlpflichtkurses an dem Projekt und übernehmen anschließend auch die weitere Pflege.

 

Luftaufnahme im Juni 2023

Projekttagebuch

Februar 2023

Bisher wurde die Fläche oft gemäht und der Aufwuchs kurz gehalten.  Ab sofort wird die Fläche bis Juni nicht mehr gemäht. Das erleichtert die Bestimmung der bereits auf der Fläche vorkommenden Pflanzen.

31. Mai 2023: Exkursion in den Gräsig

Die Schüler eines Wahlpflichtkurses der Schule am Sportpark nahmen unter der Leitung von Kai Teubner an einer Exkursion in den Gräsig bei Michelstadt teil. Dabei haben sie:

  • den Unterschied zwischen Nutzrasen, Weide und Wiese kennengelernt
  • vertikalen Aufbau einer Wiese erkundet
  • den Unterschied zwischen Süß- und Sauergräser erfahren
  • und Faktoren kennengelernt, die einen Einfluss auf die Entwicklung einer Grünlandfläche haben.

14. Juni 2023: Erkunden der Grünfläche an der Schule

Unter Anleitung von Kai Teubner lernen die Schüler  mit Hilfe der App Flora-Incognita die vorhandenen Arten auf der Fläche kennen.

Bereits im Mai hatte Kai die auf der Fläche vorkommenden Arten aufgenommen. Die Fläche zeigt sich erstaunlich artenreich: Artenliste im Mai 2023. Darunter finden sich Pflanzen, die auf eine schwache bis mittlere Nährstoffversorgung hinweisen  –  eine gute Voraussetzung, damit sich die Wiese artenreich weiterentwickeln kann. Für die weitere Pflege ist eine zweimalige Mahd im Jahr vorgesehen: Ende Juni und Ende August/Anfang September: Pflegekonzept für die Wiese an der SaS (Kai Teubner, Juni 2023)

17. Juni 2023: Pflanzplan phänologischer Garten

Pflanzplan für den phänologischen Kalender (Kai Teubner).

Auf Basis der Zeigerpflanzenauswahl des DWD (Deutscher Wetterdienst) hat uns Kai Teubner einen Pflanzplan erstellt. Apfelbäume und eine Stiel-Eiche befinden sich bereits auf der Fläche

30. Juni 2023: Erste Mahd

Wir haben die Wiese gemäht und das Mahdgut bei der Grünschnittannahmestelle in Michelstadt abgegeben.

Ein Tipp für diejenigen, die selber eine Wiese anlegen möchten: Das hohe Gras ist für haushaltsübliche Rasenmäher schwer zu verdauen. Für kleinere Flächen kann die Wiese  mit einer Sense gemäht werden. Achtet man auf gute Werkzeugqualität, geht das recht schnell und macht Spaß.

Wichtig ist das Entfernen des Mahdgutes von der Fläche. Zum einen sollen die Pflanzen auf der Wiese genügend Licht bekommen und zum andern möchten wir damit den Nährstoffeintrag durch das Mahdgut verhindern. Damit das mit dem Zusammenrechen nicht zu kraftaufwändig wird, empfiehlt sich ein Heurechen. Am besten aus Holz. Notfalls tut es auch ein Rasenrechen aus dem Baumarkt, bei dem man jeden zweiten Zinken herausbricht. Sonst verhakt er sich zu stark und die Arbeit wird recht mühsam.

29. Juli 2023 Versuchsfläche vorbereiten Teil I

Bei herrlichem Regenwetter haben wir heute begonnen die Versuchsfläche vorzubereiten. Eine Fläche von 5 x 6 m wurde dazu abgesteckt und umgegraben. Unter einem Teil der Fläche lag in etwa 15 cm Tiefe eine Folie, die wir entfernten.

In 14 Tagen treffen wir uns wieder, lesen die verbliebenen Wurzeln heraus und werden die Fläche etwas einebnen, um den Höhenunterschied von gut 30 cm innerhalb der Fläche auszugleichen.

12. August 2023 Versuchsfläche vorbereiten Teil II

Heute haben wir die beim letzten Mal verbliebenen Wurzelreste und den neuen Aufwuchs, der sich während der letzen beiden Wochen gebildet hat, entfernt. 

Danach wurde die Erde verteilt,  um den Höhenunterschied auszugleichen und eine einigermaßen ebene Fläche zu erhalten.

26. August 2023 Versuchsfläche vorbereiten Teil III

Heute war das Aufstellen des Zauns an der Reihe. Der Zaun soll Hundebesitzern und anderen Besuchern signalisieren, nicht über die Anpflanzung zu laufen.
Für den Zaun konnten wir die Pfosten des Wildschutzzauns von der Hecke in Rossbach wiederverwerten. Ein Zaun ist dort mittlerweile nicht mehr notwendig.

Die Pfosten sind aus unbehandeltem Holz. Für die Riegelhölzer haben wir die Pfosten in der Mitte gespalten.

Diese sehr einfachen tradionellen Zaunarten aus unbehandeltem Holz sind gegenüber modernen nackten Kunststoff-/Drahtzäunen aus ökologischer Sicht im Vorteil. Flechten, Pilze, manche Wildbienenarten, Wespen, usw. lassen sich dort antreffen. Je älter der Zaum, um so besser.

12. Oktober 2023 Versuchpflanzung

Dorothea Leyrer und ihr Team von der Hochschule Geisenheim bepflanzten heute die Versuchsfläche. Schüler und Lehrer hatten die Gelegenheit mitzumachen und sich über das Projekt zu informieren.

Pressemeldung der Stadt Erbach: Pressemeldung (extern)

19. Oktober 2023 - Phänologischer Garten wird gepflanzt

Schüler der Schule am Sportpark pflanzten heute den "Phänologischen Garten". Die Pflanzlöcher wurden etwa doppelt so breit etwas tiefer als der Topf gegraben. Die Erde dabei noch etwas gelockert. Leider ist die Eberesche nicht geliefert worden. Die Pflanzung wird dann später nachgeholt.

Pressemeldung der Stadt Erbach: Pressemeldung (extern)

11. November 2023 - Die Eberesche

Die noch fehlende Eberesche wurde geliefert und heute gepflanzt.

28. Dezember 2023 - Infotafel

Nun ist auch die Infotafel zum Phänologischen Garten aufgestellt.

Wer unterstützt das Projekt?

Das Projekt ist ein Gemeinschaftsprojekt verschiedener Organisationen:

Lebendiges Erbach
(Stadt Erbach, AG Blühflächen)

Odenwaldkreis
(Eigentümer der Fläche)

Schule am Sportpark

Odenwälder Verein für Bildungs- und Kulturarbeit e.V

BUND Odenwald

 

Fachliche Beratung:

Planungsbüro Kai Teubner

Wer finanziert das Projekt?

Odenwald-Stiftung

Stiftung der Sparkasse Odenwaldkreis

BUND Kreisverband Odenwald

Spenden, die im Rahmen einer Sammelaktion für dieses Projekt an den Förderverein der Schule gespendet wurden. 

Hinweis: Die Versuchspflanzung wird mit Mitteln aus dem Forschungsprojekt der Hochschule Geisenheim finanziert und nicht mit den hier genannten Fördermitteln und Spenden.