Zu dieser Einschätzung gelangt der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Odenwald. Gespräche mit Landtagsabgeordneten und die beredte Nichtreaktion auf den öffentlichen Protest lassen den Schluss zu, dass die Beseitigung von 30 bis zu 120 Jahre alten gesunden Bäumen kein Grund für eine Wende in der Odenwälder Verkehrspolitik ist.
Bürgerprotest wird kaum wahrgenommen
Die Aktion einer Mossautaler Bürgerin, gegen die unsinnige Abholzung der Bäume um Unterstützung zu bitten, fand bei 189 Personen aus dem ganzen Kreisgebiet zusätzliche Resonanz. Mit Informationsständen in Michelstadt hatten sich zwei weitere Frauen aus Michelstadt und Bad König gegen das Projekt ausgesprochen. Der BUND hatte auf seiner Internetseite eine Unterschriftenliste ausgelegt. Insgesamt kamen fast 400 Stimmen gegen das Projekt zusammen.
Sinnlose Straßenplanung
Die Bürger und Bürgerinnen hatten es mit der mächtigsten Bürokratie des Landes aufgenommen, der Straßenbaulobby. Im Odenwaldkreis wird nun die Absicht, einen Unfallschwerpunkt zu beseitigen, mit dem Ausbau einer Kurve und der Beseitigung der Bäume entsprochen. Dass die genannte Absicht bereits durch ein 250€ teures Schild ‚40 km/h‘ vor 5 Jahren erfüllt wurde, interessiert niemanden. Wie bei der A49 in Dannenrod argumentiert die hessische Landesregierung von CDU und GRÜNEN, dass der Ausbau von Bundesstraßen in Hessen ja nicht inhaltlich gesteuert wird. Hessen-mobil erfüllt ja nur Aufträge aus Berlin. Da kann man als Verkehrsminister ja gar nichts mehr machen.
Problem und Problemlösungen
Der Bau von Straßen wird im Odenwaldkreis – wie im übrigen Deutschland – als Problemlösung angesehen. Dabei übersieht die Debatte geflissentlich, dass das beobachtete ‚Problem‘ – z.B. ein Stau an einer Ampel – durch diese ‚Lösung‘ nur verschoben aber in keinem Fall beseitigt wird. Die Verwendung von Pkw durch jeden zweiten Bürger dieses Landes führt mit der Zielvorstellung einer ‚freien Fahrt‘ zu dem zwanghaft durchzusetzenden Ausbau von immer mehr Straßen bis ins letzte Dorf. Wer verspricht, Staus auf Straßen beseitigen zu wollen, setzt sich selbst in Zugzwang, jedem solchen Projekt zustimmen zu müssen. Was bei dieser Art der ‚Problembewältigung‘ buchstäblich auf der Strecke bleibt, können wir bald in Hüttenthal besichtigen.