BUND Kreisverband Odenwald

Reichelsheim gibt 6ha für Photovoltaik frei

11. Juli 2022 | Pressemitteilung

Die Beteiligung der Öffentlichkeit ist beendet, jetzt liegt der Ball beim Gemeindeparlament. Die Naturschutzargumente wurden bei der Planung deutlich vernachlässigt und ausgetrickst.

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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In einem Seitental des Mergbaches bei Gumpen soll eine weitere Freiflächen-Photovoltaik-Anlage entstehen. In diesen Tagen endete die Beteiligung der Öffentlichkeit, die damit letztmalig Gelegenheit zur Stellungnahme zur kommunalen Planung hatte. Ein Landwirt möchte etwa 6ha Acker mit PV-Modulen bestücken lassen. Nach Einschätzung des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Odenwald wird mit dem Vorhaben erneut die Planlosigkeit der öffentlichen Entscheidungsinstitutionen dokumentiert. Es gibt keine gemeindliche Strategie oder Planung, wie die Energieversorgung der Bevölkerung künftig gesteuert und organisiert werden soll. Man reagiert auf die Initiativen Einzelner und verliert dabei die Gesamtheit aller Interessen aus dem Auge.

 

Erste Projektideen wurden verworfen

Das Vorhaben wurde zunächst auf einer Fläche ca. 500m südöstlich des jetzt geplanten Standorts vorgesehen Der BUND Odenwald hatte bereits 2020 in seiner ersten Stellungnahme gegen das Projekt Stellung bezogen, weil es für den Naturschutz wertvolle Flächen nutzen wollte. Diese Position fand Unterstützung in der amtlichen Haltung der unteren Naturschutzbehörde, die dem Projekt die Schutzvorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes entgegenstellte. Es kam zu der Verschiebung des Standortes nach Westen.

 

Naturschutzargumente werden nicht beachtet

Eine Begutachtung des jetzt geplanten Standortes förderte als wichtigsten Tatbestand das Vorkommen von Zauneidechsen zutage. Die Echsen besiedeln den Wegrain des durch das Plangebiet führenden Wirtschaftsweges. Die Planer verfielen auf den Trick, diesen Weg einfach aus dem Plangeltungsbereich auszugrenzen, sodass formal argumentiert wird ‚die Zauneidechsen kommen im Plangebiet selbst nicht vor‘. Mit diesem Taschenspielertrick soll der erforderliche Schutz der Tiere und ihres Lebensraums umgangen werden – ein klarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Zwei weitere fachliche Befunde, Reviere von Goldammer und Neuntöter – die ebenfalls besonders geschützt sind – werden mit derselben Logik ausgehebelt. Der Umweltverband ist über diese Art des Umgangs mit dem Naturschutz eher nicht erstaunt. Von den Planerinnen eines auf Profit orientierten Unternehmens kann man eben nicht erwarten, dass sie dem Naturschutz positiver gegenüber stehen, als die sie beauftragende Gesellschaft.

 

Entscheidung des Parlaments

Die Reichelsheimer Gemeindevertreterinnen haben nun die Aufgabe, eine Entscheidung über die Wahrung von Naturschutzinteressen zu treffen. Mit seiner Stellungnahme zu Planung stellt der BUND klar, dass eine Berücksichtigung seiner Anmerkungen das Projekt nicht verhindern würde, sondern allenfalls eine Modifizierung zum Inhalt hätte. Die an Ort und Stelle lebenden Echsen sollten durch das Projekt eine Förderung und Aufwertung ihres Lebensraums erhalten. Dazu wäre der Schutz während der Bauphase deutlich zu verbessern und die am ‚Rand des Plangebietes‘ gefundenen Vorkommen durch die Anlage von Vernetzungsstreifen miteinander zu verbinden. Damit wäre für die Zeit der Stromgewinnung ein Nebeneinander von Eidechsen und Photovoltaikanlage möglich. Grundsätzlich ist zu fordern, dass sich die Gemeinden über die Bereitstellung von etwa 60ha pro Gemeinde für die Photovoltaik klar werden und dies durch eigene Konzepte steuern. Diese Flächengröße resultiert aus den politischen Vorgaben zur künftigen Energienutzung im Odenwaldkreis. Die PV-Anlage Gumpen ist nur der Anfang!
 

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