Regenerative Energie für Reichelsheim?

03. Dezember 2020 | Energiewende, Pressemitteilung, Naturschutz

Auf einer 6ha großen Wiese sollen Solarmodule errichtet werden.

Symbolfoto  (© Pixabay / Samuel Faber)

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Die Gemeinde Reichelsheim hat sich im vergangenen Jahr durch Beschlüsse gegen die regenerativen Energien bekannt gemacht. Aufgrund von Nachweisen geschützter Greifvögel und des Schwarzstorches wurde dem Bau von Windrädern bei der Flächennutzungsplanung eine Absage erteilt.

 

Planung Fotovoltaikanlage

Jetzt versucht ein Unternehmen der Solarbranche, eine 6 ha große Fotovoltaikanlage in Klein-Gumpen zu errichten. Der zugehörige Bebauungsplan wird aufgestellt. Leider wurde mit einer bislang als Wiese zur Heugewinnung genutzten Fläche eine für den Naturschutz ebenfalls wertvolle Fläche ins Auge gefasst.

 

Naturschutz oder Klimaschutz

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) sieht in der Planung das Dilemma des Naturschutzes heraufziehen, der sich für eine von zwei schlechten Alternativen entscheiden muss. Die Gesellschaft hat in der Form von Bundestagsbeschlüssen eindeutige Weichen in Richtung mehr Klimaschutz gestellt – aber die Realisierung führt im Odenwald zu Zwickmühlen. Die Entscheidung über die Wichtigkeit von großen Vögeln oder kleinen Insekten oder Pflanzen für unsere Umwelt kann nicht ohne Verlierer beantwortet werden. Da keine Mehrheiten für eine deutliche Einsparung von Energie in Sicht sind, die allein das Mengenproblem der nahen Zukunft lösen könnte, verharrt die Politik in der von ihr aufgestellten Falle.

 

Grünland als identitätsstiftender Wert im Odenwald

Die Fläche bei Klein-Gumpen ist nach der Aktenlage kein besonderer Schwerpunkt von Naturkleinodien. Der aussterbende Steinkrebs wurde im Mergbach in kurzer Entfernung zum Bachlauf im Plangebiet zuletzt festgestellt – aber dessen Schicksal ist ohnehin besiegelt. Der Mergbach steht seit Jahren mit auf der Liste der Gewässer, deren Zustand nach dem europäischen Recht zu verbessern sind. Aber ob die geplante Stromanlage hierzu etwas beiträgt, bleibt bislang unentschieden. Bleibt allein der auch bei der Windkraft als Gegenargument viel bemühte Aspekt des Landschaftsbildes, das zweifellos auch durch die glänzenden Solarmodule eine Veränderung erfährt.

Der BUND plädiert dafür, bei Fotovoltaikanlagen in der Landschaft zuerst Ackerflächen zu nutzen. Obwohl dies für die Landwirtschaft zu einem Verlust ihres Produktionsmittels führt, scheint für den Umweltverband kein besserer Ausweg aus der Zwickmühle in Sicht. Die stetig steigenden Verbrauchszahlen beim Strom sprechen eine deutliche Sprache und attestieren unserer Gesellschaft leider kein gutes Problembewusstsein in der Energiefrage. Von einer Problemlösung sind wir noch weit entfernt.

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