BUND Kreisverband Odenwald

Ist Oberzent eine Insel?

03. Januar 2021 | Pressemitteilung, Energiewende, Klimawandel

Die Stadtverordneten haben beschlossen, 100.000€ - die sie nicht haben – für eine Normenkontrollklage auszugeben. Der spendable Odenwaldkreis stellt dieses Geld zur Verfügung, schließlich hat man ja keine anderen Sorgen. Im Echo vom 29.12.20 wird ein FDP-Redner zitiert ‚moderne Energie wird anders gewonnen‘. Die Stadt scheint sich demzufolge als Insel zu verstehen, die von der umgebenden Region nur Vorteile aber keine Nachteile haben möchte.

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Realität

Der Netzbetreiber des Odenwaldes – die Firma entega – stellt auf der Internetseite des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Odenwald einen Monitor des Energieverbrauchs in Oberzent zur Verfügung https://odenwald.bund.net/unsere-arbeit-in-den-kommunen/oberzent/. In dieser Darstellung werden alle 15 Minuten Verbrauch und Produktion von Strom in der Stadt im Detail dargestellt. Am 03.01.2021 um 17:45 Uhr wurden in Oberzent 89kW aus Wasserkraft und 20kW aus Biomasseanlagen produziert. Die Haushalte verbrauchten 3.897 kW, die kommunalen Gebäude 77kW und Gewerbe/Industrie 1.673kW. Von außerhalb der Stadtgrenzen mussten in dieser Viertelstunde 5.538kW importiert werden. Nur 2% des in Oberzent verbrauchten Stromes wurden in der Stadt erzeugt.

 

Moderne Energie?

Was der Herr von der FDP unter ‚moderner Energie‘ versteht, hat er dem Echo und der Versammlung nicht verraten. Aber in den Abendstunden des 03.01.21 blieben für die nötigen 98% des Oberzenter Stromverbrauchs wohl nur Atomkraft und Kohlekraft übrig, denn die Windkraft ist ja – nach der FDP-Lesart – unmodern. Die lieferte zur selben Zeit mit 295kW aus den 9 Anlagen in Lützelbach zwar auch nur bescheidene 12% des dortigen Verbrauchs. Aber auch diese kleine Menge wurde nicht mit klimaschädlichem CO2-Ausstoß produziert. Der BUND vermutet daher bei der FDP den Willen zur Rückkehr zu Kohle und Atomkraft. Es hätte Bürgermeister Christian Kehrer gut angestanden, der Versammlung die Konsequenzen ihres Isolationismus durch Bilder aus der Lausitz oder aus Fukushima zu  verdeutlichen.

 

Krieg der Formalisten

Es ist erstaunlich, mit wie wenig Weitsicht politische Erörterungen über Energie im Odenwaldkreis stattfinden. Die angebliche Befürwortung der Windkraft durch den gescheiterten Flächennutzungsplan hat sich offensichtlich in ihr Gegenteil verwandelt. Daher darf der Verweis auf dieses Papier als Schutzbehauptung bezeichnet werden. Die politisch Verantwortlichen haben eine handwerklich schwache Planung seinerzeit fürstlich honoriert und beharren seither auf ihrer Position, ohne einen Kompromiss mit der Genehmigungsbehörde auch nur zu erwägen.

Die Klage gegen eine ‚übermäßige‘ Beanspruchung des Kreises durch Windradstandorte wird auf derart dünnem Boden geführt, dass ein Erfolg eher unwahrscheinlich ist. Die Strategie des Landrats, alle Kommunen gemeinsam vor Gericht ziehen zu lassen, ist zum Scheitern verurteilt, da dieses Argument für einige Gemeinden überhaupt nicht zutrifft.

Der BUND bedauert die Geldverschwendung des Kreises, der in seinem Haushalt für 2021 keinen einzigen Euro für eigene Naturschutzprojekte des Kreises bereitstellt, sich aber mit 100.000€ für 2 Juristinnen und 80.000€ für 154 Jagdpächterinnen einer kleinen Bevölkerungsgruppe sehr spendabel zeigt.

 

 

 

 

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