BUND Kreisverband Odenwald

Erbach plant weiter Baugebiete ohne Ausgleich für die Natur

12. Oktober 2021 | Pressemitteilung

Die Stadtverordneten der Kreisstadt Erbach haben erneut die Planung für ein Baugebiet beschlossen, das ohne einen Ausgleich für die Natur realisiert werden soll.

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Mit der Planung wird die   letzte   freie   Fläche   zwischen   dem   Stadtgebiet   und   Erlenbach   bebaut,   die   bislang   als Frischluftbahn für Kaltluftströme ins Tal funktioniert hat. Das Parlament folgt damit erneut einer Planung, die als einziges hervorstechendes Merkmal die Ignoranz gegenüber dem Eingriff in den Naturraum aufweist.

 

Die Klimakatastrophe wird weiter befeuert

Das durch die abgewählte CDU/SPD-Bundesregierung ermöglichte Verfahren zur Planaufstellung wurde   2017   mit   der   Notwendigkeit   begründet,   schnell   bezahlbaren   Wohnraum   in Ballungsgebieten bereitstellen zu  können. Die Erfahrungen der Praxis zeigen jedoch, dass die überwiegende   Zahl   der   mit   dieser   Regelung   durchgeführten   Planungen   ‚normale‘ Einfamilienhausgebiete   auf   dem   Land   entstehen   ließen.   Das   Baugebiet   ‚Auf   der   Höhe‘   am Erbacher Kreuzweg war das erste unrühmliche Beispiel dieser Praxis.

 

Bauen gegen die Natur ist kein muss

Der   BUND-Odenwald   stellt   klar,   dass   die   Anwendung   des   ‚vereinfachten   beschleunigten‘ Planverfahrens keine ‚Muss-Vorschrift‘ des Baugesetzbuches ist. Sie wird vom Parlament freiwillig beschlossen – weil dies im Gesetz so ermöglicht wurde. Das normale Planverfahren mit einer Bilanzierung der Naturzerstörung und dem daraus abgeleiteten Ausgleich steht immer noch zur Verfügung.  Die Erbacher Stadtverordneten haben sich also bewusst und ohne Zwang gegen den Naturausgleich entschieden.

 

Planfehler

Die in diesen Tagen vorgelegte Planung weist erhebliche Fehler auf, von denen der schwerste eine im BauGB verbotene Doppelfestsetzung darstellt. Eine bislang als Grünland genutzte Fläche wird    sowohl als öffentliche  Grünfläche  als auch als Fläche  für Maßnahmen für Natur und Landschaft dargestellt. Die Erbacher etikettieren also eine Flasche Wasser gleichzeitig als Wein und als Essig. Zusätzlich soll laut Planentwurf aber auf dieser Fläche noch zwei Mal pro Jahr gemäht werden – was eine eindeutig landwirtschaftliche Nutzung ist. Dadurch kommt ein drittes Etikett - ‚Milch‘ - auf die Flasche.

 

Aus Fehlern nichts gelernt

Im Januar 2021 hatte der BUND-Odenwald auf dem Gebiet der Kreisstadt ein erhebliches Defizit bei der Realisierung von Ausgleichsmaßnahmen aus Bebauungsplänen festgestellt. Die 2018 übersandte Dokumentation für dasselbe Phänomen bei den Ausgleichsflächen am Westhang, die seit 20 Jahren ihrer Realisierung harren, blieb unbeachtet. Die Befunde hindern die Verwaltung nicht, erneut Festsetzungen in einen Plan hineinschreiben zu lassen, die nicht kontrolliert und schon gar nicht durchgesetzt werden können. Es bleibt völlig offen, wer die Anordnungen zur Bepflanzung   wann   realisieren   soll   und   wer   das   bezahlt.   Dieser   klassische   Fehler   von Bebauungsplänen führte unter anderem zu dem zitierten Ausgleichsdefizit, dessen  Behebung seitens der Politik vom künftigen Landschaftspflegeverband Odenwaldkreis erwartet wird. Solange aber Parlamente weiterhin Planungen der hier kritisierten Art absegnen, ist dies eine trügerische   Erwartung.   Der   BUND   ist   entsetzt,   dass   die   im   Odenwald   angekommene Klimakatastrophe   im   Erbacher   Stadtparlament   unbemerkt   geblieben   ist.   Eine verantwortungsvolle Planungspolitik sieht anders aus.

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