BUND Kreisverband Odenwald

BUND-Odenwald sieht Feuersalamander in Gefahr

26. März 2023

Die Deutsche Bahn AG setzt zur Zeit ihre Gleisanlagen zwischen Bahnhof Höchst i. Odw. und dem Frau-Nauses-Tunnel in Stand. Leider ist die Information der Öffentlichkeit über das Vorhaben mehr als dürftig.

Totfund Feuersalamander (Foto: Harald Hoppe)

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Die Gemeinde Höchst informierte lediglich über den Zeitraum der Baumaßnahme; dem Ortsbeirat Hetschbach sind informell nur diese Arbeiten bekannt: der Schotter unter den Gleisen soll vollständig entfernt und eine neue Ableitung des Regenwassers zur Seite soll eingebaut werden.


Großer Maschinenpark und ein Lagerplatz

Anfang März wurde die Baustelle in Hetschbach eingerichtet. Auf dem Notfallplatz am Tunnel wurden vier Bürocontainer aufgebaut und Maschinen abgestellt. Auf einer Wiese gegenüber dem Haltepunkt Hetschbach wurde auf etwa einem Hektar ein Lagerplatz und eine provisorische Zufahrt zu den Gleisen errichtet. Mehrere hundert Meter Rohre DN500 lagern jetzt hier und warten auf Ihren Einbau.


Ein Problem für den Artenschutz

Letzterer Sachverhalt sorgt für Befürchtungen. Auf der gesamten Fläche der Bahn, deren Gleise hier in einem bis zu 10m tiefen Einschnitt verlaufen, leben seit Jahrzehnten Feuersalamander. In den auf beiden Seiten der Gleise verlaufenden offenen Wasserläufen konnten die Tiere ihre Eier ablegen und die Larven konnten sich hier entwickeln. Die unterlassene Information der Öffentlichkeit führt – wie immer bei DB-Bauvorhaben – zu Vermutungen, die sich im vorliegenden Fall bestätigt haben.
Der BUND-Odenwald zeigte am 14. März den beobachtbaren Sachverhalt der unteren Naturschutzbehörde des Odenwaldkreises an. Es bestand der Verdacht, dass durch die Baumaßnahme der Fortbestand der Feuersalamanderpopulation gefährdet werde. Dies ist laut Bundesnaturschutzgesetz verboten. Der BUND forderte am 21. März die Anwohner entlang der Bahnlinie auf, Beobachtungen von Feuersalamandern der Behörde zu melden, um den geäußerten Verdacht zu erhärten.


Keine Information durch die Naturschutzbehörde

Wie korrekt die Vermutungen des Umweltverbandes waren, zeigte sich unmittelbar nach der Anzeige. Die Bauarbeiter, die für ihre nur nachts stattfindende Tätigkeit in Hetschbach untergebracht sind, kündigten ihre Mietverträge mit dem Hinweis, die Baustelle sei eingestellt worden. Offenbar hatte die DB die Fachbehörden während ihrer Planung nicht beteiligt. 
Zusätzlich zur DB-AG hält jetzt auch die Naturschutzbehörde ihre Informationen unter Verschluss. Eine mündliche Nachfrage des BUND nach dem Stand der Aktivitäten beantwortete die Behörde mit ‚es ist alles erledigt und abgeschlossen‘. Über die Inhalte der ‚Erledigung‘ erfuhr der BUND nichts. Ein Anwohner bekam die Information "inzwischen konnte ein Ortstermin mit der DB Netz AG und der unteren Naturschutz-, sowie unteren Wasserbehörde stattfinden, bei dem es zu einer einvernehmlichen Einigung über die Baumaßnahmen gekommen ist. Es wird daher erfreulicherweise nicht zu der von Ihnen befürchteten Beeinträchtigung des Bachlaufes kommen."
 Inzwischen wurde erneut ein Feuersalamander auf dem Weg neben der Bahnlinie totgefahren. Wegen der überwiegend nachts stattfindenden Bauarbeiten vermutet der BUND einen direkten Zusammenhang, da dieser Weg die beiden Arbeitsstätten der Baumaßnahme verbindet.
 Ein Detail am Rand wurde nicht geklärt: bisher konnte im Sommer die Hetschbacher Bevölkerung das frei fließende Wasser aus der Tunnelentwässerung für die Gärten nutzen. Der Hetschbacher ‚Wasserfall‘ an der Talstraße gehört seit über einem Jahrhundert zum Ort und seine Nutzung für die Gärten ebenso. 
 Die Bahn hat inzwischen den fraglichen Wassergraben durch Rohre ersetzt und beginnt mit der Verfüllung. Der Inhalt der behördlichen Einigung und der Erhalt des ‚Wasserfalls‘ bleiben weiterhin im Dunkeln. Es steht zu befürchten, dass mit ‚Einigung‘ der Behörden wieder einmal die Zerstörung von Natur gemeint war.

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