BUND Kreisverband Odenwald

Biodiversität in der Odenwälder Landwirtschaft

13. Januar 2021 | Pressemitteilung, Lebensräume, Landwirtschaft

Die Biodiversitätsstrategie des Landes Hessen ist mittlerweile 7 Jahre alt und ist im Odenwaldkreis weitgehend unbekannt. Die neue Fassung der Strategie listet über 10 Aktivitäten auf, die von der Landesregierung als Ziel zur Steigerung der Artenvielfalt in Hessen für wichtig gehalten werden. Angesichts schleppender Annahme von Förderprojekten im Odenwaldkreis haben sich der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Sommer 2018 gemeinsam auf die Suche nach Projektmöglichkeiten gemacht.

Mehr Biodiversität auf dem Rossbacher Hof

PRESSEMITTEILUNG VON HARALD HOPPE

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Erfolgreicher Dialog mit Landwirten

Mit Hans Trumpfheller und Martin Allmenröder fanden sich zwei Betriebsleiter zu Gesprächen über ihre Möglichkeiten ein, auf ihrem Betrieb für mehr Biodiversität zu sorgen. Mitarbeiterinnen des Amts für den ländlichen Raum und des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen begleiteten die Gespräche. Die beiden Betriebe arbeiten auf unterschiedlichen Bereichen – der Bio-Hof Trumpfheller in Momart ist ein reiner Grünlandbetrieb mit Rinder und Ziegenhaltung, der Rossbacher Hof von Martin Allmenröder widmet sich der Schweineaufzucht und baut das gesamte Futter auf eigenen Flächen selbst an.

Es ist selbstverständlich, dass derartig unterschiedliche Arbeitsweisen nicht mit denselben Projektmöglichkeiten zu behandeln sind. Dipl. Biol. Kai Teubner aus Kimbach widmete sich im Auftrag der beiden Umweltverbände der Aufgabe, mit den beiden Betriebsinhabern ein Konzept für mehr Biodiversität zu entwickeln. In Momart wurde die Bewirtschaftung der Flächen durch Beweidung und Heugewinnung unter die Lupe genommen. Beim Rossbacher Hof stellte sich sehr schnell durch ein vorausgegangenes Unwetter die Frage nach einem Schutz vor Erosion.

 

Wissenschaftlicher Beistand

Prof. Dr. Niko Blüthgen – TU Darmstadt – steuerte eine wissenschaftliche Begleitung bei, die nicht Teil der Regierungsstrategie ist, die aber das Verständnis der grundlegenden Sachverhalte aufhellen kann. Mit einer Studentinnengruppe wurden im Sommer 2019 die Insekten auf den beiden Betrieben stichprobenartig untersucht. Für ausgewählte Artengruppen wurde die Zahl der Tiere bestimmt, die sich auf betriebstypischen Flächen finden lassen. Nachdem künftige Änderungen stattgefunden haben, kann durch die Wiederholung der Untersuchung ein Vorher-Nachher-Vergleich angestellt werden. Damit kann abgeschätzt werden, ob die Änderungen zum Vor- oder Nachteil der Insektenpopulation geführt haben.

 

Maßnahmen 2020

Die 2019 gefundenen Maßnahmenvorschläge wurden in beiden Betrieben 2020 in die Tat umgesetzt. Der Betrieb ‚Weiße Hube‘ von Hans Trumpfheller hat die Grünlandnutzung durch Altgrasstreifen und eine Anpassung der Nutzung an die besondere örtliche Situation auf der Momarter Höhe extensiviert. Für diese Änderungen stehen Fördermittel des Landes für jeden Betrieb bereit. Auf dem Gelände des Rossbacher Hofes wurde im Dezember eine 1,8km lange Hecke gepflanzt; sie wurde durch eine Projektförderung des Landes Hessen und des Bundes finanziert.

 

Ergebnisbericht

Zum Abschluss einer zweijährigen Arbeitsphase haben NABU Odenwaldkreis und BUND Odenwald einen Bericht über ihre Erfahrungen mit der Biodiversitätsstrategie vorgelegt. Darin wird der Ablauf im Detail geschildert und die gefundenen Maßnahmen beschrieben. Die Arbeit lässt sich auf die Situation der Betriebe im Kreisgebiet zwar nicht 1:1 übertragen, aber grundsätzliche Parallelen können gesehen und ein Resümee gezogen werden.

Mehr Biodiversität lässt sich nach Auffassung der Verbände in jedem Landwirtschaftsbetrieb realisieren. Sowohl für kleine – aber sinnvolle – Änderungen als auch für große teure Vorhaben gibt die Arbeit ein Beispiel, an dem sich Landwirtinnen orientieren können. Die Umweltverbände legen mit ihrer Arbeit einen Beleg dafür vor, dass mit gutem Willen und mit Finanzierung größerer Projekte durch die Allgemeinheit eine flächenhafte Verbesserung der Umwelt erreichbar ist. Der Bericht von BUND und NABU kann hier heruntergeladen werden (10MByte)

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